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Warum methodisches Vorgehen bei der Anamnese wichtig ist

Das methodische Vorgehen bei der Anamnese ist äußerst wichtig, da es dem Arzt hilft, eine präzise und umfassende Erfassung von Informationen über den Gesundheitszustand des Patienten zu gewährleisten. Ein strukturiertes Vorgehen bei der Anamnese stellt sicher, dass kein wichtiger Aspekt des Gesundheitszustandes des Patienten übersehen wird und dass alle relevanten Informationen systematisch erfasst werden.

Darüber hinaus kann ein methodisches Vorgehen bei der Anamnese auch die Kommunikation zwischen Arzt und Patient verbessern, da es dem Arzt hilft, gezielt nach Informationen zu fragen und den Patienten durch den Prozess zu führen. Auf diese Weise kann der Arzt sicherstellen, dass der Patient versteht, welche Informationen er benötigt und welche Fragen er stellen muss, um ein genaues Bild des Gesundheitszustands des Patienten zu erhalten.

Ein strukturiertes Vorgehen bei der Anamnese kann auch dazu beitragen, unnötige Untersuchungen oder Tests zu vermeiden, da der Arzt durch die systematische Erfassung von Informationen möglicherweise in der Lage ist, eine vorläufige Diagnose zu stellen oder bestimmte Ursachen von Symptomen auszuschließen. Dies kann Zeit und Kosten sparen und dem Patienten unnötige Belastungen ersparen.

Insgesamt ist ein methodisches Vorgehen bei der Anamnese also von entscheidender Bedeutung, um eine genaue und vollständige Erfassung von Informationen zu gewährleisten, die Kommunikation zwischen Arzt und Patient zu verbessern und unnötige Untersuchungen oder Tests zu vermeiden.

Systematiken der Diagnostik

Hier ist eine Liste mit den wichtigsten Systematiken, die bei der Durchführung einer medizinischen Anamnese eingesetzt werden:

  1. SAMPLE-Schema: Dieses Schema umfasst die Fragen nach Symptomen, Allgemeinanamnese, Medikamenten, vergangenen Erkrankungen, letzter Mahlzeit und Ereignissen.
  2. COLDSPA-Schema: Dieses Schema wird häufig bei der Erhebung von Schmerzanamnesen eingesetzt und umfasst die Fragen nach dem Charakter des Schmerzes, Beginn, Ort, Dauer, Schweregrad, Muster und begleitenden Faktoren.
  3. OPQRST-Schema: Dieses Schema steht für Onset (Beginn), Provocation (Auslöser), Quality (Charakter), Region/Radiation (Ort/Ausstrahlung), Severity (Schweregrad) und Time (Zeit) und wird oft bei der Erhebung von Schmerzanamnesen verwendet.
  4. Mnemonik ICE: Dies steht für Ideas (Ideen), Concerns (Sorgen) und Expectations (Erwartungen) und kann helfen, psychosoziale Faktoren in die Anamneseerhebung einzubeziehen.
  5. HEADSS-Schema: Dieses Schema ist speziell auf die Anamnese bei jugendlichen Patienten ausgerichtet und umfasst die Fragen zu Home (Zuhause), Education (Bildung), Activities (Aktivitäten), Drugs (Drogen), Sexuality (Sexualität) und Suicide/Depression (Suizid/Depression).
  6. PQRST-Schema: Dieses Schema wird häufig bei der Anamneseerhebung von Brustschmerzen eingesetzt und umfasst die Fragen nach Provokation (Auslöser), Quality (Charakter), Region/Radiation (Ort/Ausstrahlung), Severity (Schweregrad) und Timing (Zeit).

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Wahl der Systematik letztendlich von der spezifischen Situation des Patienten und den Symptomen abhängt, die dieser präsentiert. Ein Arzt wird die Methode zur Durchführung einer Anamnese wählen, die auf die Bedürfnisse in seinem Fachgebiet zugeschnitten ist.

Beispiel SAMPLE

Ein gängiges Schema zur Durchführung der Anamnese ist das sogenannte „SAMPLE“-Schema. S.A.M.P.L.E. ist eine Abkürzung für folgende Fragen:

S – Symptome: Welche Symptome hat der Patient? Seit wann bestehen sie? Sind sie kontinuierlich oder treten sie nur gelegentlich auf?

A – Allgemeinanamnese: Wie geht es dem Patienten allgemein? Gibt es Vorerkrankungen, Allergien oder aktuelle Medikamenteneinnahmen?

M – Medikamente: Welche Medikamente nimmt der Patient aktuell ein? Auch pflanzliche oder rezeptfreie Medikamente sollten erfragt werden.

P – Past Medical History: Hat der Patient in der Vergangenheit relevante Erkrankungen oder Operationen gehabt?

L – Last Meal: Wann hat der Patient zuletzt gegessen oder getrunken? Diese Information kann relevant sein, wenn beispielsweise eine Narkose geplant ist.

E – Events: Gab es Ereignisse, die zu den aktuellen Beschwerden des Patienten geführt haben könnten, wie beispielsweise ein Unfall?

Je nach Art und Umfang der Beschwerden können weitere Fragen hinzukommen oder das Schema abgeändert werden. Eine gute Vorbereitung auf das Patientengespräch und eine gezielte Befragung sind jedoch stets von zentraler Bedeutung, um eine möglichst umfassende und präzise Anamnese zu erheben.

Beispiel COLDSPA

Es gibt noch eine andere gängige Systematik für das Vorgehen bei einer medizinischen Anamnese, zum Beispiel das sogenannte „COLDSPA“-Schema. COLDSPA ist ebenfalls eine Abkürzung und steht für:

C – Character: Wie würden Sie den Schmerz/Symptom charakterisieren? Ist es ein brennendes, stechendes, drückendes oder ziehendes Gefühl?

O – Onset: Wann haben die Symptome begonnen?

L – Location: Wo genau befindet sich das Symptom?

D – Duration: Wie lange besteht das Symptom bereits? Ist es konstant oder tritt es episodisch auf?

S – Severity: Wie stark ist das Symptom auf einer Skala von 1 bis 10?

P – Pattern: Gibt es ein bestimmtes Muster oder eine Regelmäßigkeit, in der das Symptom auftritt?

A – Associated Factors: Gibt es Faktoren, die das Symptom verschlimmern oder verbessern?

Das COLDSPA-Schema wird häufig bei der Erhebung von Schmerzanamnesen eingesetzt, kann aber auch auf andere Symptome angewendet werden. Wie beim SAMPLE-Schema können weitere Fragen hinzukommen, je nach Art und Umfang der Beschwerden und der spezifischen Situation des Patienten.

Konkretisierung

Grundsätzlich gilt: Je konkreter die Fragen, desto besser die Antworten. Eine Konkretisierung der Fragen führt allerdings auch stehts zu einer Anhäufung der Fragen. Es ist daher stehts abzuwägen wie konkret beziehungsweise wie viele Fragen man stellen möchte.

Beispiel Symptome

Eine Frage nach Symptome führt häufig dazu, dass zwar ein oder mehrere Symptome vom Patienten genannt werden, häufig werden allerdings Symptome unbewusst oder gar bewusst verschwiegen. Teilweise denken sich Patienten, dass kein Zusammenhang zwischen den Symptomen und der anlassgebenden Beschwerde besteht. Manchmal verschweigen Patienten aber auch Symptome, weil es Ihnen unangenehm ist, über den Stuhlgang zu reden. Eine Konkretisierung kann hier Abhilfe schaffen.

Auf dem Anamnesefragebogen pauschal nach Symptomen zu fragen ist daher meistens nicht ausreichend. Nun kann man auf einem Anamnesefragebogen nicht jede Symptome abfragen. Es bietet sich jedoch an einzelne Kategorien abzufragen und gegebenenfalls konkreter zu werden. Dies war bislang nur im persönlichen Arztgespräch möglich und kann nun auch schon im Vorfeld erfolgen.

Mit einer der gesund App lassen sich unterschiedliche Methoden zur Befragung und beliebig viele Konkretisierungsebenen integrieren. Es eröffnen sich neue Möglichkeiten zur Konkretisierung bei der Befragung, so dass entsprechend der gewählten Methodik schon vor Arztgespräch eine umfangreiche Befragung stattfindet.

Systematiken zur Kategorisierung von Symptomen

Es gibt verschiedene Systematiken für die Kategorisierung von Symptomen. Hier sind einige Beispiele:

  1. Das ICD-10-System: Das International Classification of Diseases (ICD) ist ein weltweit anerkanntes System zur Klassifizierung von Krankheiten und Gesundheitsproblemen. Die zehnte Revision (ICD-10) enthält eine umfangreiche Liste von Symptomen und beschreibt, wie sie kategorisiert werden können.
  2. Das SNOMED CT-System: SNOMED CT (Systematized Nomenclature of Medicine – Clinical Terms) ist ein weiteres international anerkanntes System zur Klassifizierung von Krankheiten und Gesundheitsproblemen. Es enthält auch eine Vielzahl von Symptomen und beschreibt, wie sie kategorisiert werden können.
  3. Das NANDA-System: NANDA (North American Nursing Diagnosis Association) ist ein System, das von Pflegekräften verwendet wird, um Pflegediagnosen zu erstellen. Es enthält eine Liste von Symptomen und beschreibt, wie sie kategorisiert werden können.
  4. Das DC-THERA-System: DC-THERA (Dendritic Cell-Therapy and Tolerance) ist ein System, das sich auf die Immunologie und die Klassifizierung von Immunreaktionen konzentriert. Es enthält eine Liste von Symptomen und beschreibt, wie sie kategorisiert werden können.
  5. Das WHO-System: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat auch ein System zur Klassifizierung von Symptomen entwickelt, das in ihrer Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) enthalten ist.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Wahl der Systematik letztendlich von der spezifischen Situation des Patienten und der Art der Symptome abhängt, die dieser präsentiert. Ein Arzt sollte die Methode zur Klassifizierung von Symptomen wählen, die am besten auf die Bedürfnisse seiner Patienten zugeschnitten ist.

Kategorisierung der Symptome nach ICD-10

Das ICD-10-System kategorisiert Symptome auf der Grundlage ihrer zugrunde liegenden Krankheitsursachen und Ursprungsorte. Hier sind einige Beispiele für Symptomkategorien im ICD-10-System:

  1. Symptome des Verdauungssystems (R10-R19): Diese Kategorie umfasst Symptome, die mit dem Verdauungstrakt verbunden sind, wie zum Beispiel Bauchschmerzen, Sodbrennen oder Durchfall.
  2. Symptome des Atmungssystems (R05-R09): Diese Kategorie umfasst Symptome, die mit der Atmung verbunden sind, wie zum Beispiel Husten, Atemnot oder Brustschmerzen.
  3. Symptome des Nervensystems (G40-G47): Diese Kategorie umfasst Symptome, die mit dem Nervensystem verbunden sind, wie zum Beispiel Kopfschmerzen, Schwindel oder Taubheitsgefühl.
  4. Symptome des Kreislaufsystems (I00-I99): Diese Kategorie umfasst Symptome, die mit dem Herz-Kreislauf-System verbunden sind, wie zum Beispiel Herzschmerzen, Bluthochdruck oder Schwellungen.
  5. Symptome des Urogenitalsystems (N30-N39): Diese Kategorie umfasst Symptome, die mit dem Harn- und Fortpflanzungssystem verbunden sind, wie zum Beispiel Schmerzen beim Wasserlassen, sexuelle Dysfunktion oder Blut im Urin.
  6. Symptome der Haut und des Unterhautgewebes (L00-L99): Diese Kategorie umfasst Symptome, die mit der Haut verbunden sind, wie zum Beispiel Hautausschläge, Juckreiz oder Schmerzen.

Es gibt viele weitere Kategorien im ICD-10-System, die Symptome auf der Grundlage ihrer zugrunde liegenden Krankheitsursachen und Ursprungsorte klassifizieren. Die genaue Kategorisierung hängt jedoch von der spezifischen Situation des Patienten und den Symptomen ab, die dieser präsentiert. Die Wahl sollte der Arzt entsprechend seiner Patienten treffen.

Fazit

Ein strukturiertes Vorgehen bei der Anamnese ist von großer Bedeutung, um eine präzise und umfassende Erfassung von Informationen über den Gesundheitszustand des Patienten sicherzustellen. Es verbessert die Kommunikation zwischen Arzt und Patient und kann unnötige Untersuchungen und Tests vermeiden. Es gibt verschiedene Systematiken, die bei der Durchführung einer Anamnese eingesetzt werden können, darunter SAMPLE, COLDSPA, OPQRST, ICE, HEADSS und PQRST. Die Wahl der Methode hängt jedoch von der spezifischen Situation der Patienten und den Symptomen ab, die dieser präsentiert.

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